Hepatitis D verstehen
Epidemiologie
Hepatitis D kommt weltweit vor. Insgesamt sind ca. 12 Millionen Menschen mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) infiziert.1 Hepatitis D tritt stets zusammen mit Hepatitis B auf, weil das HDV für die Infektion die Hülle des Hepatitis-B-Virus (HBV) benötigt. Exakte Zahlen zur Epidemiologie der Hepatitis D in Deutschland sind nicht verfügbar. Einen Anhaltspunkt gibt die Prävalenzrate der Hepatitis B bzw. der HBsAg-Positivität in der betrachteten Population – für Deutschland liegt sie bei 0,3 % (n = 250.000).2,3 Die geschätzte Prävalenzrate derjenigen, die zugleich eine HDV-Infektion haben, schwankt in internationalen und deutschen Veröffentlichungen zwischen 1,1 und 2 % bis zu über 20 %.1,4,5,6 Für Deutschland würde sich daraus eine Hepatitis-D-Prävalenz von 2.700 bis 50.000 ergeben. Experten gehen derzeit von etwa 12.500 HDV-infizierten Menschen in Deutschland aus.1-3
Die Übertragung des HDV erfolgt wie bei HBV sexuell, durch kontaminiertes Blut oder Blutprodukte. Es gibt 2 Formen der HDV-Infektion: entweder als Koinfektion gemeinsam mit dem HBV oder als eine Superinfektion von chronischen Trägern des HBV.7
Der Verlauf einer HBV/HDV-Koinfektion ist mit dem Verlauf einer HBV-Monoinfektion vergleichbar. Nach einer Superinfektion von HBV-Trägern kommt es in 70–90% der Fälle zu einem zusätzlichen chronischen Verlauf der HDV-Infektionen.7
Diagnostik der Hepatitis D11,12
Gemäß der aktuellen S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) soll eine Hepatitis-Delta-Virus(HDV)-Diagnostik bei allen Hepatitis-B-Patient:innen sowohl bei neu diagnostizierter HBV-Infektion als auch bei fehlender HDV-Testung bei bekannter HBV-Infektion durchgeführt werden. Insbesondere bei Exazerbation einer chronischen Hepatitis B soll eine HDV-Superinfektion ausgeschlossen werden.12
Informationen zu Arzneimitteln
Weitere Informationen zur Verabreichung des Arzneimittels finden Sie im Abschnitt „praktische Informationen“.
HCC = Hepatozellulares Karzinom; GOP = Gebührenordnungsposition; HBsAg = HBV-Oberflächenantigen; HBV = Hepatitis-B-Virus; HDV = Hepatitis-D-Virus.
* Angaben zur Prävalenzrate derer, die neben einer HBV eine HDV-Infektion haben, schwankt zw. 1,1 und bis zu >20 %.
a: 3,44 vs. 0,78 Fälle/1.000 Patientenmonate.
b: GOP bleibt bei der Ermittlung des arztpraxisspezifischen Fallwertes unberücksichtigt.
c: Qualitativer Nachweis und/oder quantitative Bestimmung von Antikörpern gegen Krankheitserreger mittels Immunoassay, […] HDV-Antikörper bei nachgewiesener HBV-Infektion.
1 | Stockdale AJ et al. The global prevalence of hepatitis D virus infection: Systematic review and meta-analysis. J Hepatol. 2020;73(3): 523-32. doi.org/10.1016/j.jhep.2020.04.008. |
2 | Steffen G et al. PLoS One 2020; 15(3): e0229166. |
3 | Sperle I et al. Front Public Health 2020; 8: 424. |
4 | Da BL et al. Gastroenterol Rep 2019; 7: 231 -45. |
5 |
Vetter C Dtsch Arztebl 2011; 108(33): A -1739/B-1482/C -1478. |
6 | Miao Z et al. Estimating the global prevalence, disease progression, and clinical outcome of hepatitis delta virus infection. J Infect Dis 2020; 221(10): 1677 -1687. doi.org/10.1093/infdis/jiz633. |
7 | Dudareva S. et al. Epidemiologie der Virushepatitiden A bis E in Deutschland. Bundesgesundheitsbl 2022;65, 149 -158. https://doi.org/10.1007/s00103-021-03478-8 (2022). |
8 | Fattovich G et al. Influence of hepatitis delta virus infection on morbidity and mortality in compensated cirrhosis type B. The European Concerted Action on Viral Hepatitis (Eurohep). Gut 2000; 46(3):420 -426. doi.org/10.1136/gut.46.3.420. |
9 | Ferrarese A et al. Letter: clinical outcomes of patients with hepatitis D infection in the liver transplant setting. Aliment Pharmacol Ther 2020; 51(4): 482 -483. doi.org/ 10.1111/apt.15619. |
10 | Romeo R et al. Hepatitis delta virus and hepatocellular carcinoma: an update. Epidemiol Infect 2018; 146(13): 1612 -1618. doi.org/10.1017/S0950268818001942. |
11 | Cornberg M et al. S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis-B-Virusinfektion (AMWF-Register-Nr. 021-11). Z Gastroenterol 2021; 59(7):691 -776. doi.org/10.1055/a-1498-2512. |
12 | Online-Version des EBM. Abru.ar unter: https://www.kbv.de/html/online-ebm.php (abgerufen: 17.03.2022). |
13 | Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (Infektionsschutzgesetz - IfSG) vom 20. Juli 2000 (BGBl. I S. 1045), zuletzt geändert durch Artikel 12 G. v. 10.09.2021 BGBl. I S. 4147. |